BANULAPraxistest bestanden

Es gibt neue Möglichkeiten beim Betrieb öffentlicher Ladesäulen: Auf Basis eines Beschlusses der Bundesnetzagentur haben TransnetBW und weitere Partner im Forschungsprojekt BANULA eine alternative Lösung getestet. In Breisach am Rhein wurde erprobt, wie E-Auto-Fahrerinnen und E-Auto-Fahrer an öffentlichen Ladesäulen ihren eigenen Stromtarif nutzen können. Der Feldtest verlief erfolgreich und hat gezeigt, dass das Konzept in der Praxis grundsätzlich funktioniert und parallel zum laufenden Betrieb der Ladesäulen umgesetzt werden kann.

Was steckt hinter BANULA?

Das Projekt BANULA steht für „BArrierefreie und NUtzerfreundliche LAdemöglichkeiten schaffen“ und verfolgt das Ziel, das Laden von E-Autos an verschiedenen Ladesäulen einfacher und flexibler zu gestalten. Es ermöglicht, dass E-Auto-Fahrerinnen und E-Auto-Fahrer mit ihrem eigenen Stromtarif an einer Ladesäule laden können – unabhängig davon, ob die Ladesäule zu ihrem eigenen Stromanbieter gehört. Dieser Ansatz ermöglicht eine Vielzahl neuer Anwendungsfälle an der Schnittstelle zwischen Elektromobilität, Energiewirtschaft und Netzbetrieb. Ein Beispiel: E-Auto-Fahrerinnen und E-Auto-Fahrer nutzen ihren eigenen Solarstrom vom Dach des Eigenheims oder der Firma an einer Ladesäule unterwegs zum Laden ihres E-Fahrzeugs. Die Energiemengen werden gleich korrekt bilanziert, und der Netzbetreiber erhält in Echtzeit das zunehmend benötigte klare Bild der Ladelasten in seinem Verantwortungsbereich.

In Breisach wurde dieses Konzept mit Ladesäulen des Projektpartners badenova Energie GmbH und einer im Forschungsprojekt BANULA entwickelten Software erfolgreich implementiert. Seither besteht dort die Möglichkeit, neben den gängigen Lademöglichkeiten wie Ad-Hoc- und Roaming-basiertem Laden, auch Strom durch einen fremden Lieferanten, in diesem Fall vom Stadtwerk am See GmbH & Co. KG, zu beziehen.

Wie funktioniert BANULA?

Das Forschungsprojekt baut auf den von der Bundesnetzagentur im Jahr 2021 vorgelegten „Netzzugangsregeln zur Ermöglichung einer ladevorgangscharfen bilanziellen Energiemengenzuordnung für Elektromobilität (NZR-EMob)“ auf. Diese sehen vor, dass die an einer Ladesäule entnommenen Energiemengen ladevorgangscharf den Bilanzkreisen von unterschiedlichen Lieferanten zugeordnet werden können und ermöglichen auf diese Weise die „Mitnahme“ des eigenen Stromliefervertrags an die öffentliche Ladesäule.

Die Umsetzung dieser Energiemengenzuordnung auf verschiedene Bilanzkreise erfolgt dabei in einem virtuellen Bilanzierungsgebiet. Die Projektpartner haben für den Betrieb eines virtuellen Bilanzierungsgebiets und für die ladevorgangscharfe Energiemengenbilanzierung eigens eine Softwarelösung entwickelt, die den Betrieb auf eine besonders transparente und zuverlässige Weise garantiert.

Mehr Transparenz und Zuverlässigkeit durch ein dezentrales Netzwerk

Für den Betrieb des virtuellen Bilanzierungsgebiets haben die BANULA-Partner keine klassische, zentrale Softwarelösung entwickelt, sondern ein dezentrales Netzwerk aufgebaut. Dieses sieht vor, dass die Ladevorgangsdaten der Endkundinnen und Endkunden auf unabhängigen Servern verarbeitet und gespeichert werden, sodass die Energiemengenzuordnung zu den Bilanzkreisen überprüfbar und nicht manipulierbar ist.

Langfristig könnten beispielsweise Lieferanten, die am BANULA-Netzwerk teilnehmen, einen eigenen Server betreiben und die Ladevorgangsdaten über gängige Protokolle aus dem BANULA-Netzwerk empfangen. Der Quellcode, der für die Installation auf dem eigenen Server benötigt wird, soll aus dem Forschungsprojekt heraus als Open-Source-Code zur Verfügung gestellt werden. Der dezentrale Ansatz in Kombination mit Open-Source-Elementen sorgt nicht nur für ein besonders zuverlässiges System, sondern schafft auch ein diskriminierungsfreies, digitales Ökosystem.

Viele Chancen – und Herausforderungen

Die Einführung virtueller Bilanzierungsgebiete und die damit einhergehende freie Lieferantenwahl an öffentlichen Ladesäulen bietet für die verschiedenen Teilnehmer dieses Ökosystems unterschiedliche Vorteile, aber auch Herausforderungen.

Endkundinnen und Endkunden gewinnen die Möglichkeit, ihren eigenen Stromtarif mitzunehmen. Lieferanten erhalten einen diskriminierungsfreien Zugang zu Ladepunkten anderer Ladepunktbetreiber. Auch Netzbetreiber können durch die Einführung virtueller Bilanzierungsgebiete profitieren: Durch die Anbindung von Ladesäulen in ein BANULA-Netzwerk und einen Datentransfer über etablierte Datenprotokolle erhalten Netzbetreiber einen Echtzeit-Einblick in die Ladelasten in ihrem Netzgebiet und können diese Einblicke für Netzführungs- oder Netzentwicklungsprozesse nutzen.

Gleichzeitig stehen diesen potenziellen Mehrwerten auch Herausforderungen gegenüber. So benötigen Ladepunktbetreiber ein tragfähiges Geschäftsmodell, damit sich die Öffnung ihrer Ladepunkte für Drittlieferanten lohnt und zu einer höheren Auslastung der Ladesäulen führt. Ein Lösungsansatz ist ein Infrastrukturentgelt, das Ladepunktbetreiber für das Bereitstellen neutraler Ladeinfrastruktur entlohnt.

Wie geht es weiter mit BANULA?

Im weiteren Verlauf des Forschungsprojekts sollen zusätzliche Ladepunkte der beteiligten Partner in das bestehende Netzwerk integriert werden. Dies dient dazu, zu demonstrieren, dass auch längere Strecken mit dem eigenen Tarif zurückgelegt werden können. Gleichzeitig arbeiten die Forschenden an der Berechnung eines Infrastrukturentgelts und überprüfen verschiedene Anwendungsfälle auf ihre Praxistauglichkeit. Dazu gehören Fragen wie: Ist das System für Ladeinfrastrukturen bei Arbeitgebern geeignet? Oder: Welche Möglichkeit gibt es, den selbst erzeugten PV-Strom an öffentlichen Ladesäulen zu nutzen? Diese und weitere Aspekte werden nun erprobt, da das Grundgerüst des BANULA-Netzwerks den Praxistest bestanden hat.

Die Projektpartner

Neben TransnetBW GmBH bilden sieben weitere Partner aus Wirtschaft und Forschung das BANULA-Konsortium:

  • Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
  • Badenova AG & Co. KG
  • Becker Büttner Held PartGmbB
  • OLI Systems GmbH
  • Schwarz Immobilien und Services GmbH & Co. KG
  • smartlab Innovationsgesellschaft mbH
  • Universität Stuttgart

Die Akteure im BANULA-Netzwerk

Klicken Sie auf die Punkte 1 bis 5, um mehr zu erfahren.

Das BANULA-Netzwerk stellt eine digitale Infrastruktur bereit, auf der Ladepunktbetreiber und Fahrstrom­anbieter sich selbstständig und diskrimi­nierungs­frei registrieren können. Durch den dezentralen Ansatz wird zudem eine hohe Betriebssicherheit des virtuellen Bilanzierungsgebiets gewährleistet und eine ladevorgangsscharfe Energiemengenbilanzierung und -zuordnung transparent und nachvollziehbar abgebildet.

Netzbetreiber erhalten durch das virtuelle Bilanzierungsgebiet echtzeit-nahe Ladevorgangsdaten, die eine präzisere Netzplanung und -führung ermöglichen. Die lade­vorgang­scharfe Bilanzierung kann zudem die Erschließung von Flexibilität aus Elektrofahrzeugen für Systemdienstleistungen vereinfachen.

Der Ladepunktbetreiber ermöglicht mit seiner Infrastruktur die Teilnahme verschiedener Fahrstromanbieter im BANULA-Netzwerk. Nach einer einmaligen Registrierung werden Ladesäulen für alle Fahrstromanbieter freigeschaltet. Der Lade­punkt­betreiber bietet die bisherigen Lademöglichkeiten weiterhin an und erhält für Ladevorgänge mit externen Lieferanten ein selbstdefiniertes Infrastrukturentgelt, das den wirtschaftlichen Betrieb der Ladepunkte sicherstellt. 

Endkunden laden ihre Elektrofahrzeuge an öffentlichen Ladesäulen wie gewohnt über eine Ladekarte. Im BANULA-Netzwerk können sie neben den heute etablierten Lademöglichkeiten auch ihren persönlichen Stromtarif nutzen und zu einem transparenteren Preis laden. An Ladepunkten im BANULA-Netzwerk wird der Preis in Ct/kWh in Strom- und Ladeinfrastrukturkosten aufgeschlüsselt. Des Weiteren können Endkunden durch die Option der Strommitnahme selbst erzeugten Solarstrom unterwegs laden. 

Der E-Mobilitätsdienstleister agiert als Fahrstromlieferant und bietet seinen Kunden Zugang zur Ladeinfrastruktur im BANULA-Netzwerk. Nach einmaliger Registrierung können Kunden an allen beteiligten Ladesäulen Strom beziehen. 

Beispielhafter Alt-Text
Beispielhafter Alt-Text
Beispielhafter Alt-Text
Beispielhafter Alt-Text
Beispielhafter Alt-Text
Beispielhafter Alt-Text

Keine Beiträge von 3239+ verpassen!