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Das Netz von morgen. Unser Blick auf die Energiewende - jetzt digital.

Willkommen zur ersten digitalen Ausgabe

Liebe Leserin, lieber Leser, 

die Energiebranche befindet sich im Wandel und so auch unser Magazin 3239+. Ab sofort erscheint es als digitales Multimedia-Format und tritt an die Stelle der gedruckten Zeitschrift. 

Damit können wir bei TransnetBW unsere Projekte, Entwicklungen und Themen noch anschaulicher und abwechslungsreicher darstellen. Für Sie als Leserin oder Leser bedeutet das: Sie können nicht nur lesen, sondern auch sehen, hören und interaktiv erleben, was aktuell in unserem Umfeld als Übertragungsnetzbetreiber passiert. Und das Beste: Das geht von überall aus – ob am Laptop, Tablet oder Smartphone. 

Welche Themen Sie in dieser ersten digitalen Ausgabe von 3239+ erwarten, erfahren Sie in der Videobotschaft unseres CFOs Dr. Rainer Pflaum. 

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre! 

Ihr Redaktionsteam von 3239+ 

01

Umspannwerk KühmoosBauarbeiten im laufenden Betrieb

Umspannwerk Kühmoos

Der Netzknoten Kühmoos zählt zu den größten Umspannwerken in Deutschland. Im Zuge der Energiewende muss die Anlage im Südschwarzwald umfassend modernisiert werden. Im laufenden Betrieb errichten TransnetBW und Amprion neue Gebäude, tauschen Schaltanlagen aus und erneuern Netzanbindungen.

Die Energielandschaft verändert sich durch die Energiewende maßgeblich. Schon im Jahr 2030 sollen in Deutschland 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Mit dem Ausstieg aus der Kernkraft und der Kohleverstromung liegen die Orte der Erzeugung und des Stromverbrauchs räumlich immer weiter auseinander, die Energieerzeugung wird überdies dezentraler.

Dadurch erhöhen sich der Stromtransportbedarf und die Leistungsanforderungen an das Netz. Infolge des Ausbaus der erneuerbaren Energien und dem damit verbundenen Anstieg der Anforderungen an das Stromnetz müssen die Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und Amprion auch die Schaltanlagen dieses über 50 Jahre alten Umspannwerks austauschen und die Netzanbindungen erneuern.

Eine wichtige Baumaßnahme ist, die bestehenden luftisolierten 380-Kilovolt-Schaltfelder durch besonders platzsparende gasisolierte 380-Kilovolt-Schaltanlagen (GIS) zu ersetzen. Eine GIS benötigt nur ein Fünftel der Fläche. Somit kann die Leistung des Umspannwerks verdoppelt werden, ohne die bestehenden Grundstückgrenzen zu übertreten. Bei einer Freiluftschaltanlage wäre der Flächenbedarf deutlich größer und man hätte über die heutigen Grundstücksgrenzen bauen müssen.

Noch ein Vorteil: Die GIS schaffen Platz für moderne Betriebsmittel, wie STATCOM-Anlagen (Static Synchronous Compensator) und MSCDN-Anlagen (Mechanically Switched Capacitor with Damping Network). Erst diese innovativen Anlagen ermöglichen es, auf Schwankungen im Netz zu reagieren, die mit der Verwendung klimafreundlicher Energiequellen einhergehen.

Aktuell finden die Arbeiten nur innerhalb der Anlage statt, später auch an den Leitungseinführungen im Westen und im Osten des Umspannwerks. Außerhalb des Anlagengeländes gestalten TransnetBW und Amprion die Leitungseinführungen in den Netzknoten neu. Ziel ist es, Leitungsverläufe so zu entflechten, dass die Stromkreise möglichst geradlinig in die Anlage führen. Dadurch sind in Zukunft auch weniger Strommasten nötig.

Um die Genehmigungen für die Arbeiten außerhalb der Anlage zu erhalten, reichen TransnetBW und Amprion im Jahr 2025 die notwendigen Anträge ein. Erste vorbereitende Maßnahmen, wie Baugrunduntersuchungen, wurden bereits durchgeführt.

Nur wenn das Höchstspannungsnetz zu den Anforderungen der Zukunft passt, kann die Energiewende gelingen. Zu den notwendigen Maßnahmen gehört auch die umfassende Modernisierung des Netzknoten Kühmoos.

Netzentwicklung

Sie sind an weiteren Projekten von TransnetBW interessiert? Hier finden Sie eine Übersicht unserer Projekte, denn als Übertragungsnetzbetreiber sind wir dafür verantwortlich, dass das 220-kV- und das 380-kV-Höchstspannungsnetz in Baden-Württemberg optimale Arbeit leisten. Um auch in Zukunft eine zuverlässige Versorgung gewährleisten zu können, ist es notwendig, das Netz entsprechend zu optimieren, zu verstärken oder auszubauen.

02

Betriebsversuch NetzwiederaufbauDie Spannung steigt

Obwohl nahezu unwahrscheinlich, ist er nicht auszuschließen: ein Blackout. Für Übertragungsnetzbetreiber und Stromversorger ist so ein großflächiger Stromausfall ein Worst-Case-Szenario. Um auf eine solche kritische Situation bestmöglich vorbereitet zu sein, hat TransnetBW mit weiteren Partnern den Wiederaufbau des Stromnetzes nach einem Ausfall geprobt.

Wenn daheim das Licht ausgeht, weil die Hauselektrik überlastet wurde, ist der Mini-Stromausfall schnell behoben: betroffene Geräte vom Netz nehmen, Leitungsschutzschalter („Sicherung“) zurückstellen, Elektrik wieder einschalten. Im Übertragungs- und Verteilnetz ist der Fall deutlich komplizierter. Einen simplen Kippschalter gibt es nicht – wenn landesweit der Strom ausfällt, muss das Netz in einem mehrstufigen Prozess kontrolliert wiederaufgebaut werden. Anders als daheim dauert der Prozess deutlich länger. Über mehrere Stunden wird die Spannung schrittweise wiederhergestellt.

In einem Betriebsversuch hat TransnetBW dieses Szenario gemeinsam mit dem Energieversorger Illwerke vkw AG und der EnBW Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) im April 2024 durchgespielt – nicht als Computersimulation, sondern im echten Stromnetz. Solch ein besonderes Ereignis sorgte auch bei den Beteiligten für zusätzliche Spannung. Einschränkungen für Endverbraucherinnen und -verbraucher hat es nicht gegeben, der Versuch wurde in einem zuvor isolierten Teil der Strominfrastruktur durchgeführt.

Der Grund für die Übung: Die wichtigste Aufgabe eines Übertragungsnetzbetreibers ist es, die Stabilität des Stromnetzes sicherzustellen. Dazu gehört auch, sich auf kritische Situationen im Netz vorzubereiten. Das schließt einen großflächigen Stromausfall, einen Blackout, ein – obwohl dieser aufgrund zahlreicher Vorsorgemaßnahmen sehr unwahrscheinlich ist. 

Wie startet man das Stromnetz bei einem Blackout?

Ausgangspunkt des Netzwiederaufbaus ist ein sogenanntes schwarzstartfähiges Kraftwerk, also eine Anlage, die aus eigener Kraft die Stromerzeugung starten kann. Diese Fähigkeit haben zum Beispiel Gasturbinenkraftwerke, Wasserkraftwerke oder Pumpspeicherkraftwerke. In Vorarlberg wurde beim Betriebsversuch zum Netzwiederaufbau ein Pumpspeicherkraftwerk genutzt. Das Prinzip ist simpel: Bei einem Stromausfall kann ein Pumpspeicherkraftwerk zuvor hochgepumptes Wasser durch Turbinen nach unten fließen lassen und so selbstständig Strom erzeugen. Auch ein Pumpspeicher selbst startet seine Arbeit mit einer kleinen Hausmaschine, einer Wasserturbine, die die gesamte Anlage hochfährt.

Die Versuchsinfrastruktur im Überblick: Ausgehend vom Pumpspeicherkraftwerk in Vorarlberg wurde ein Hochfahrnetz zu einem Transformator bei der Hauptschaltleitung in Wendlingen aufgebaut. Um die Lastzuschaltungen von Verbrauchern und Erzeugern in das Hochfahrnetz zu erproben, wurden eine Gasturbine und ein E-Kessel (ein großer Tauchsieder) genutzt.

Ein schwarzstartfähiges Kraftwerk setzt im ersten Schritt jedoch nicht großflächig das ganze Stromnetz unter Spannung, sondern nur einen kleinen Teil, das Hochfahrnetz. Dabei handelt es sich um einen ausgewählten Teil der umliegenden Strominfrastruktur, der aktiviert wird und weitere Teile mit Strom versorgt. Anders gesagt: Die Spannung steigt im gesamten Netz schrittweise, bis zuletzt die Endverbraucherinnen und Endverbraucher wieder versorgt werden.

Beim Betriebsversuch wurden, neben dem Konzept selbst, drei Aspekte der Wiederaufbau-Infrastruktur getestet: die technischen Komponenten entlang des Hochfahrnetzes, die Kraftwerksregler und die Synchronisation mit dem Verbundnetz.

Nachdem das Hochfahrnetz mithilfe der Schwarzstartanlage aufgebaut wurde, schaltete das Projektteam mehrmals eine Versuchslast (heißt: hoher Stromverbrauch) auf das Netz und wieder ab. Dabei wurden die Auswirkungen auf die Frequenz analysiert und die Einstellungen der Kraftwerksregler überprüft und angepasst. Der Versuch lieferte wichtige Daten und Erkenntnisse zum Frequenzverhalten bei Lastzuschaltungen im Rahmen des Wiederaufbaus, um die Regler und die Konzepte noch weiter zu verbessern. 

„Es ist jedes Mal spannend zu sehen, wie alle Rädchen ineinandergreifen. Die Erkenntnisse bei einem realen Versuch sind unersetzbar und zeigen ganz genau, an welchen Punkten nachgebessert werden muss.“

Daniel Kolb, Versuchsleiter bei TransnetBW

Bei einer Lastzuschaltung im Rahmen des Betriebsversuchs fällt die Netzfrequenz kurzzeitig unter den notwendigen Wert von 50 Hertz. Aufgabe der Regler ist, die Frequenz zu stabilisieren und das Stromnetz in den Normalbetrieb zu bringen.

Neustart erfolgreich

Zuverlässige Stromversorgung ist ein elementarer Teil der kritischen Infrastruktur. Der Betriebsversuch zum Netzwiederaufbau war eine wichtige Sicherheitsübung, aus der alle Beteiligten wichtige Erkenntnisse ziehen konnten.

Die wichtigste Erkenntnis: Das Notfallkonzept funktioniert und die beteiligten Akteure arbeiten Hand in Hand, um im Fall der Fälle ein Stromnetz erfolgreich hochzufahren. Illwerke vkw AG hält in seinen schwarzstartfähigen Anlagen Leistung vor, die den Übertragungsnetzbetreibern bei einem Stromausfall zur Verfügung steht. TransnetBW und EnBW haben gemeinsam ein Hochfahrnetz aufgebaut, stabilisiert und ausgeweitet.

Wenngleich es immer noch deutlich länger dauert und komplizierter ist als der Gang zum Sicherungskasten zu Hause: Alle Beteiligten können sich auf erprobte Konzepte verlassen und sind miteinander eingearbeitet, sodass das Stromnetz mit gesicherten Prozessen wieder komplett hochgefahren werden kann.

Regelmäßige Betriebsversuche

Alle fünf Jahre sind Betriebsversuche zur Erprobung und zum Nachweis der Netzwiederaufbaukonzepte mit den vorgesehenen Schwarzstartkraftwerken vorgeschrieben. 2022 wurde ein ähnlicher Versuch mit der Schluchseewerk AG durchgeführt, voraussichtlich 2027 wird mit dieser Schwarzstartanlage wieder ein Versuch anstehen. Mit der Illwerke vkw AG ist der nächste Betriebsversuch dementsprechend für 2029 angesetzt.

„Wir bei TransnetBW sind Verfechter der Energiewende. Wir sind davon überzeugt, dass sich jede Investition in ein klimaneutrales Energiesystem lohnt, denn wir glauben an die Zukunft eines lebenswerten Planeten Erde.“

Grundsatz der Geschäftsführung von TransnetBW

03

KWKG-Umlage, Offshore-Netzumlage und Co.Die neuen Umlagenzahlen für das Jahr 2025

Die netzentgeltbasierten Umlagen sind Instrumente, um Kosten für nachhaltige Energieerzeugung zu verteilen, die Anbindung von Windparks zu unterstützen und energieintensive Unternehmen zu entlasten. Klicken Sie auf eine Story-Kachel, um mehr zu den jeweiligen Umlagen zu erfahren.

3239+ 

Als TransnetBW 2012 gegründet wurde, betrug die Länge unseres Netzes exakt 3.239 Kilometer. Seitdem sind die Energiewirtschaft und unsere Aufgabe als Übertragungsnetzbetreiberin in stetem Wandel. Das gilt auch für unser Netz. Der Titel unseres Kunden­magazins 3239+ vereint daher unseren Ursprung mit unserem Anspruch für die Zukunft: Wir wollen wachsen und den Wandel der Energielandschaft als positive Kraft mitgestalten. 

04

TRansform 2024Netzwerke für die Energiewende

Bei der TransnetBW-Veranstaltung "TransFORM 2024: Quo vadis, Energiewende?" kamen mehr als 70 Expertinnen und Experten zusammen, um die Zukunft der Energiewirtschaft zu diskutieren. Von innovativen Netzprojekten bis hin zu regulatorischen Herausforderungen - lesen Sie, wie die Energiewende vorangetrieben werden soll und welche Impulse die Veranstaltung lieferte.

Am 18. und 19. September 2024 fand zum ersten Mal seit 2016 wieder eine Veranstaltung für Kunden und Partner von TransnetBW statt: "TransFORM". Der Titel des Events, das im Porsche Museum und dem Konferenzhotel Holiday Inn in Stuttgart stattfand: „Quo vadis, Energiewende?“

Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Netzkunden und Partnern von TransnetBW, sowie aus Industrie, Bundesnetzagentur (BNetzA) und Verbänden folgten der Einladung des Fachbereichs Netzwirtschaft, um sich über energiewirtschaftliche, rechtliche und regulatorische Themen auszutauschen.

„Die Zukunft miteinander gestalten“ – unter diesem übergeordneten Motto steht die Veranstaltungsreihe, die künftig jährlich stattfinden soll. Denn um in Zukunft in einer Welt zu leben, in der Energie klimaschonend erzeugt wird und dennoch jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung steht, muss das gesamte Energiesystem im laufenden Betrieb modernisiert werden. Um diese Mammutaufgabe zu meistern, müssen Übertragungsnetzbetreiber, Kraftwerks- und Verteilnetzbetreiber, Stadtwerke, Stromhändler sowie Industrie, BNetzA und Verbände eng zusammenarbeiten.

„Ich bin ein Fan der Energiewende und fest davon überzeugt, dass sie gelingen wird. Wir alle haben die zahlreichen Herausforderungen der Energiewende klar vor Augen. Gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern werden wir sie vorantreiben und zum Erfolg führen.“

Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW bei der TransFORM.

Genau hier setzt das Veranstaltungsformat an: TransFORM möchte informieren, Impulse geben und Beziehungen pflegen. Die Vorabendveranstaltung im Porsche Museum bot nach einer exklusiven Führung durch die Ausstellungsräume und einem gemeinsamen Abendessen viel Zeit für Gespräche und Networking. Ein Highlight: Die Gäste konnten virtuell in einen Porsche ihrer Wahl einsteigen und ihr fahrerisches Können an zwei Simulatoren in einem Rennen unter Beweis stellen.

Am folgenden Konferenztag standen Vorträge und Diskussionen auf dem Programm: TransnetBW-Geschäftsführer Dr. Werner Götz startete mit einem Überblick zur aktuellen Lage von TransnetBW. Er adressierte insbesondere die aktuelle Herausforderung zahlreicher Netzanschlussbegehren. Zudem betonte er, wie wichtig es sei, dass das Generationenprojekt Energiewende bezahlbar bleibt: „Wir als TransnetBW bringen uns hier mit konstruktiven Vorschlägen zur Kostenreduktion ein – zum Beispiel, wie Flexibilitäten großer und kleiner Lasten intelligent genutzt werden können, um Redispatch-Kosten zu senken.“

Bernd Jauch, Leiter Technik und Projekte, gab Einblicke in die Projekte ULTRANET, SuedLink und Birkenfeld – Punkt Ötisheim (P70) und appellierte an Kunden und Partner, die Akzeptanz solcher Projekte in frühen Projektphasen zu unterstützen, um sie schneller voranzubringen. Anschließend erweiterte Dr. Olaf Brenneisen, Teamleiter Netzentwicklung, die Perspektive auf die EU-Ebene und ging auf die Hintergründe des aktuellen Netzentwicklungsplans (NEP) und mögliche Entwicklungsfelder des NEP ein. Es folgte eine Diskussion über die Realisierbarkeit der im NEP formulierten Bedarfe, insbesondere im Hinblick auf die Finanzierbarkeit, den Personalbedarf und die bestehenden Lieferkettenvorgaben.

In unserem Event-Video zur TransFORM 2024 haben wir Stimmen von Teilnehmern und Eindrücke von der Veranstaltung für Sie gesammelt.

Ergänzend zu den Einblicken und Informationen rund um die Aktivitäten von TransnetBW gab es auch Impulse von externen Experten. Markus Peek von der Unternehmensberatung Enervis Energy Advisors brachte den Gästen die Themen Kraftwerksstrategie, Neubauvorschuss und Kapazitätsmärkte näher. Dabei ging er unter anderem auf die Relevanz von regelbarer Leistung für die Systemsicherheit und ein dekarbonisiertes System, mögliche Investitionsanreize in diese und deren regulatorische Einbettung ein. Sein Fazit: Es muss sehr schnell etwas passieren und vor allem im Süden müssen Kraftwerke zugebaut werden.

Die Bundesnetzagentur, vertreten durch den Leiter des Referats Anreizregulierung und Vergleichsverfahren Jean-Marc Behringer, präsentierte den aktuellen Stand zur Ausgestaltung des Regulierungsrahmens aufgrund der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs und gab Einblicke in den Verfahrensablauf. Von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC (PricewaterhouseCoopers) referierte Nicolas Deutsch zu der spannenden Frage über die Kosten der Energiewende, welche Investitionen erforderlich sind und wie die benötigte Infrastruktur finanziert werden kann. Sein Fazit unter anderem lautete: Die Gesamtkosten eines beschleunigten Klimaschutzes sind nicht höher als bei verzögerter Umsetzung. Beschleunigte Investitionen in den Klimaschutz lohnen sich – auch ökonomisch! Den Abschluss bildete Dr. Dr. Alexander Weiss von der Unternehmensberatung McKinsey mit einem Blick auf den aktuellen Energiemarkt in Deutschland. Ausgehend von den bestehenden Herausforderungen analysierte er in seinem Impuls das Osterpaket 2022 und einen alternativen Energiewendepfad.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Dr. Rainer Pflaum, CFO von TransnetBW und den vier externen Referenten, moderiert von Dr. Ines Marbach, wurde lebhaft über die Frage diskutiert: Wie bleibt die Energiewende bezahlbar und wie können die Kosten gleichzeitig refinanziert werden? Die Kernaussagen: Es braucht eine angemessene Verzinsung des Eigenkapitals und ein zielgerichtetes Regulierungssystem. Dazu sind ein harmonisches Zusammenspiel von Netzausbau, Kraftwerken im Süden sowie Innovationen, Flexibilitäten und Speichern notwendig. 

Das Organisationsteam bedankt sich bei allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben und freut sich auf die Veranstaltung im nächsten Jahr. Das zweitägige Event 2024 war gefüllt mit Impulsen, Netzwerken und Diskussionen, die zum Nachdenken anregten. Es wurde deutlich: Die Energiewende kann nur gemeinsam gelingen!

Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben, dass diese Veranstaltung zum Erfolg wurde. Wir freuen uns auf Transform 2025 im nächsten Jahr!

Die Energiewende-App StromGedacht 

Erneuerbare Energien, steigender Strombedarf und mögliche Engpässe – die Stromversorgung wird komplexer. StromGedacht informiert Sie über den Status des Stromnetzes in Baden-Württemberg und sagt, wann es sinnvoll ist, Ihren Stromverbrauch anzupassen. 

Hier können Sie die App herunterladen.

05

BilanzkreismanagementDas neue Marktpartnerportal

Die Zusammenarbeit im Energiemarkt wird zunehmend komplexer, insbesondere durch die Vielzahl an Datenmeldungen und die Verwaltung der gesetzlichen Vorgaben. TransnetBW hat mit einem neuen Portal eine zukunftsorientierte Lösung entwickelt, die es Marktpartnern ermöglicht, ihre Aufgaben effizienter zu erledigen. Das Portal bündelt vorhandene Fachportale und bietet eine zentrale Anlaufstelle für alle Geschäftspartner von TransnetBW.

Vor der Einführung des neuen Portals nutzten Marktpartner von TransnetBW, zum Beispiel Bilanzkreisverantwortliche, einzelne spezialisierte Portale, darunter für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Portal) und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG-Portal). Diese waren zwar etabliert, jedoch war es oft zeitaufwendig, zwischen den unterschiedlichen Portalen zu wechseln und mehrere Anmeldungen zu verwalten. Die Folgen: hohe Komplexität und administrativer Aufwand.

Mit dem neuen Marktpartnerportal gibt es jetzt ein Dach, unter dem die Fachportale gebündelt werden. Kernfunktionen wie die Benutzerverwaltung befinden sich an einer zentralen Stelle. Ein großer Vorteil der Bündelung: Single Sign-On. Anwenderinnen und Anwender müssen sich künftig nur noch einmal auf einer Plattform anmelden, um auf alle notwendigen Anwendungen und Daten zuzugreifen.

Mehrwert für die Partner

Die Einführung des Marktpartnerportals bringt den Nutzenden zahlreiche Vorteile:

  • Effizienzsteigerung: Durch die zentrale Bündelung der Portale und die Single-Sign-on-Funktion sparen die Nutzenden wertvolle Zeit.
  • Eine zentrale Stelle für Profil- und Benutzerverwaltung, Kalender und FAQs.
  • Flexibilität und Erweiterbarkeit: Zukünftige Fachportale und zusätzliche Funktionen lassen sich nahtlos in die Plattform integrieren. So bleibt das Portal auch langfristig zukunftssicher.

Nutzerfreundlichkeit im Fokus

Nutzende profitieren von einer übersichtlichen Benutzeroberfläche: Sie können ihre Profile selbst pflegen und bei Bedarf den Zugriff auf weitere Fachportale oder zusätzliche Berechtigungen beantragen. Zudem wurde eine Benutzerverwaltung entwickelt, die die Integration neuer Nutzender in die Plattform vereinfacht. Die Rechteverwaltung ist dabei so gestaltet, dass die Marktpartner die Zugriffsrechte für ihre Mitarbeitenden selbst verwalten können.

Weiterhin gibt es einen Kalender, in den alle wichtigen Meldetermine eingetragen werden können. So haben die Benutzerinnen und Benutzer stets einen Überblick über Fristen und können ihre Meldungen rechtzeitig einreichen.

Auf zukünftige Aufgaben vorbereitet

Durch die Vereinheitlichung und Automatisierung von Prozessen können Marktpartner ihre Aufgaben effizienter und unabhängiger erledigen.

Auch nach dem erfolgreichen Launch wird das Portal kontinuierlich weiterentwickelt: Neue Fachportale und Funktionen werden hinzugefügt, was die Flexibilität und Zukunftssicherheit der Plattform unterstreicht. Ein zentraler Aspekt der Weiterentwicklung ist der Fokus auf Benutzerfreundlichkeit. TransnetBW ist derzeit dabei, die Benutzeroberfläche weiter zu verbessern. Zudem ist bereits ein KI-Chatbot in Arbeit, der Nutzerinnen und Nutzer bei Fragen und Problemen unterstützen soll.

Das Portal ist auf eine große Gruppe von Nutzerinnen und Nutzern ausgelegt, die stetig wächst. Seine hohe Flexibilität ermöglicht es, die Zusammenarbeit kontinuierlich zu verbessern und neue Anforderungen der Marktpartner schnell umzusetzen. Das Marktpartnerportal ist somit nicht nur ein bedeutender Schritt in der Digitalisierung, sondern bietet auch entscheidende Mehrwerte für die Marktpartner von TransnetBW und darüber hinaus. 

06

BANULAPraxistest bestanden

Es gibt neue Möglichkeiten beim Betrieb öffentlicher Ladesäulen: Auf Basis eines Beschlusses der Bundesnetzagentur haben TransnetBW und weitere Partner im Forschungsprojekt BANULA eine alternative Lösung getestet. In Breisach am Rhein wurde erprobt, wie E-Auto-Fahrerinnen und E-Auto-Fahrer an öffentlichen Ladesäulen ihren eigenen Stromtarif nutzen können. Der Feldtest verlief erfolgreich und hat gezeigt, dass das Konzept in der Praxis grundsätzlich funktioniert und parallel zum laufenden Betrieb der Ladesäulen umgesetzt werden kann.

Was steckt hinter BANULA?

Das Projekt BANULA steht für „BArrierefreie und NUtzerfreundliche LAdemöglichkeiten schaffen“ und verfolgt das Ziel, das Laden von E-Autos an verschiedenen Ladesäulen einfacher und flexibler zu gestalten. Es ermöglicht, dass E-Auto-Fahrerinnen und E-Auto-Fahrer mit ihrem eigenen Stromtarif an einer Ladesäule laden können – unabhängig davon, ob die Ladesäule zu ihrem eigenen Stromanbieter gehört. Dieser Ansatz ermöglicht eine Vielzahl neuer Anwendungsfälle an der Schnittstelle zwischen Elektromobilität, Energiewirtschaft und Netzbetrieb. Ein Beispiel: E-Auto-Fahrerinnen und E-Auto-Fahrer nutzen ihren eigenen Solarstrom vom Dach des Eigenheims oder der Firma an einer Ladesäule unterwegs zum Laden ihres E-Fahrzeugs. Die Energiemengen werden gleich korrekt bilanziert, und der Netzbetreiber erhält in Echtzeit das zunehmend benötigte klare Bild der Ladelasten in seinem Verantwortungsbereich.

In Breisach wurde dieses Konzept mit Ladesäulen des Projektpartners badenova Energie GmbH und einer im Forschungsprojekt BANULA entwickelten Software erfolgreich implementiert. Seither besteht dort die Möglichkeit, neben den gängigen Lademöglichkeiten wie Ad-Hoc- und Roaming-basiertem Laden, auch Strom durch einen fremden Lieferanten, in diesem Fall vom Stadtwerk am See GmbH & Co. KG, zu beziehen.

Wie funktioniert BANULA?

Das Forschungsprojekt baut auf den von der Bundesnetzagentur im Jahr 2021 vorgelegten „Netzzugangsregeln zur Ermöglichung einer ladevorgangscharfen bilanziellen Energiemengenzuordnung für Elektromobilität (NZR-EMob)“ auf. Diese sehen vor, dass die an einer Ladesäule entnommenen Energiemengen ladevorgangscharf den Bilanzkreisen von unterschiedlichen Lieferanten zugeordnet werden können und ermöglichen auf diese Weise die „Mitnahme“ des eigenen Stromliefervertrags an die öffentliche Ladesäule.

Die Umsetzung dieser Energiemengenzuordnung auf verschiedene Bilanzkreise erfolgt dabei in einem virtuellen Bilanzierungsgebiet. Die Projektpartner haben für den Betrieb eines virtuellen Bilanzierungsgebiets und für die ladevorgangscharfe Energiemengenbilanzierung eigens eine Softwarelösung entwickelt, die den Betrieb auf eine besonders transparente und zuverlässige Weise garantiert.

Mehr Transparenz und Zuverlässigkeit durch ein dezentrales Netzwerk

Für den Betrieb des virtuellen Bilanzierungsgebiets haben die BANULA-Partner keine klassische, zentrale Softwarelösung entwickelt, sondern ein dezentrales Netzwerk aufgebaut. Dieses sieht vor, dass die Ladevorgangsdaten der Endkundinnen und Endkunden auf unabhängigen Servern verarbeitet und gespeichert werden, sodass die Energiemengenzuordnung zu den Bilanzkreisen überprüfbar und nicht manipulierbar ist.

Langfristig könnten beispielsweise Lieferanten, die am BANULA-Netzwerk teilnehmen, einen eigenen Server betreiben und die Ladevorgangsdaten über gängige Protokolle aus dem BANULA-Netzwerk empfangen. Der Quellcode, der für die Installation auf dem eigenen Server benötigt wird, soll aus dem Forschungsprojekt heraus als Open-Source-Code zur Verfügung gestellt werden. Der dezentrale Ansatz in Kombination mit Open-Source-Elementen sorgt nicht nur für ein besonders zuverlässiges System, sondern schafft auch ein diskriminierungsfreies, digitales Ökosystem.

Viele Chancen – und Herausforderungen

Die Einführung virtueller Bilanzierungsgebiete und die damit einhergehende freie Lieferantenwahl an öffentlichen Ladesäulen bietet für die verschiedenen Teilnehmer dieses Ökosystems unterschiedliche Vorteile, aber auch Herausforderungen.

Endkundinnen und Endkunden gewinnen die Möglichkeit, ihren eigenen Stromtarif mitzunehmen. Lieferanten erhalten einen diskriminierungsfreien Zugang zu Ladepunkten anderer Ladepunktbetreiber. Auch Netzbetreiber können durch die Einführung virtueller Bilanzierungsgebiete profitieren: Durch die Anbindung von Ladesäulen in ein BANULA-Netzwerk und einen Datentransfer über etablierte Datenprotokolle erhalten Netzbetreiber einen Echtzeit-Einblick in die Ladelasten in ihrem Netzgebiet und können diese Einblicke für Netzführungs- oder Netzentwicklungsprozesse nutzen.

Gleichzeitig stehen diesen potenziellen Mehrwerten auch Herausforderungen gegenüber. So benötigen Ladepunktbetreiber ein tragfähiges Geschäftsmodell, damit sich die Öffnung ihrer Ladepunkte für Drittlieferanten lohnt und zu einer höheren Auslastung der Ladesäulen führt. Ein Lösungsansatz ist ein Infrastrukturentgelt, das Ladepunktbetreiber für das Bereitstellen neutraler Ladeinfrastruktur entlohnt.

Wie geht es weiter mit BANULA?

Im weiteren Verlauf des Forschungsprojekts sollen zusätzliche Ladepunkte der beteiligten Partner in das bestehende Netzwerk integriert werden. Dies dient dazu, zu demonstrieren, dass auch längere Strecken mit dem eigenen Tarif zurückgelegt werden können. Gleichzeitig arbeiten die Forschenden an der Berechnung eines Infrastrukturentgelts und überprüfen verschiedene Anwendungsfälle auf ihre Praxistauglichkeit. Dazu gehören Fragen wie: Ist das System für Ladeinfrastrukturen bei Arbeitgebern geeignet? Oder: Welche Möglichkeit gibt es, den selbst erzeugten PV-Strom an öffentlichen Ladesäulen zu nutzen? Diese und weitere Aspekte werden nun erprobt, da das Grundgerüst des BANULA-Netzwerks den Praxistest bestanden hat.

Die Projektpartner

Neben TransnetBW GmBH bilden sieben weitere Partner aus Wirtschaft und Forschung das BANULA-Konsortium:

  • Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
  • Badenova AG & Co. KG
  • Becker Büttner Held PartGmbB
  • OLI Systems GmbH
  • Schwarz Immobilien und Services GmbH & Co. KG
  • smartlab Innovationsgesellschaft mbH
  • Universität Stuttgart

Die Akteure im BANULA-Netzwerk

Klicken Sie auf die Punkte 1 bis 5, um mehr zu erfahren.

Das BANULA-Netzwerk stellt eine digitale Infrastruktur bereit, auf der Ladepunktbetreiber und Fahrstrom­anbieter sich selbstständig und diskrimi­nierungs­frei registrieren können. Durch den dezentralen Ansatz wird zudem eine hohe Betriebssicherheit des virtuellen Bilanzierungsgebiets gewährleistet und eine ladevorgangsscharfe Energiemengenbilanzierung und -zuordnung transparent und nachvollziehbar abgebildet.

Netzbetreiber erhalten durch das virtuelle Bilanzierungsgebiet echtzeit-nahe Ladevorgangsdaten, die eine präzisere Netzplanung und -führung ermöglichen. Die lade­vorgang­scharfe Bilanzierung kann zudem die Erschließung von Flexibilität aus Elektrofahrzeugen für Systemdienstleistungen vereinfachen.

Der Ladepunktbetreiber ermöglicht mit seiner Infrastruktur die Teilnahme verschiedener Fahrstromanbieter im BANULA-Netzwerk. Nach einer einmaligen Registrierung werden Ladesäulen für alle Fahrstromanbieter freigeschaltet. Der Lade­punkt­betreiber bietet die bisherigen Lademöglichkeiten weiterhin an und erhält für Ladevorgänge mit externen Lieferanten ein selbstdefiniertes Infrastrukturentgelt, das den wirtschaftlichen Betrieb der Ladepunkte sicherstellt. 

Endkunden laden ihre Elektrofahrzeuge an öffentlichen Ladesäulen wie gewohnt über eine Ladekarte. Im BANULA-Netzwerk können sie neben den heute etablierten Lademöglichkeiten auch ihren persönlichen Stromtarif nutzen und zu einem transparenteren Preis laden. An Ladepunkten im BANULA-Netzwerk wird der Preis in Ct/kWh in Strom- und Ladeinfrastrukturkosten aufgeschlüsselt. Des Weiteren können Endkunden durch die Option der Strommitnahme selbst erzeugten Solarstrom unterwegs laden. 

Der E-Mobilitätsdienstleister agiert als Fahrstromlieferant und bietet seinen Kunden Zugang zur Ladeinfrastruktur im BANULA-Netzwerk. Nach einmaliger Registrierung können Kunden an allen beteiligten Ladesäulen Strom beziehen. 

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