Die sogenannte Dunkelflaute ist ein seltenes, aber ernst zu nehmendes Phänomen. Insbesondere in einem Stromsystem, das im Zuge der Energiewende zunehmend auf erneuerbare Energien wie Wind und Sonne setzt. Doch obwohl der Begriff dramatisch klingt, funktioniert das Netz auch in solchen Situationen stabil.
Dunkelflauten entstehen durch spezielle Wetterlagen, in denen kaum Wind weht und gleichzeitig die Sonne kaum scheint. Häufig treten diese Situationen in den Wintermonaten auf, wenn sich stabile Hochdruckgebiete über Mitteleuropa legen. Diese sogenannten antizyklonalen Wetterlagen sorgen für gleichmäßige Bewölkung und Windstille – und halten mitunter mehrere Tage an. In solchen Phasen liefern Windkraft- und Photovoltaikanlagen nur einen Bruchteil ihrer üblichen Leistung. Weil Wind und Sonne heute den Großteil der erneuerbaren Stromerzeugung ausmachen, sinkt ihr Anteil im Strommix während einer Dunkelflaute stark.
Trotz dieser Rückgänge bleibt die Stromversorgung in Deutschland gesichert. Das liegt daran, dass unser Energiesystem nicht nur auf Sonne und Wind angewiesen ist. Weitere Energiequellen wie Biomasse, Wasserkraft oder Gaskraftwerke stehen bereit, um kurzfristige Schwankungen auszugleichen. Auch die Möglichkeit, Strom aus anderen europäischen Ländern zu importieren, trägt zur Stabilität bei. Das Stromnetz wird dabei vorausschauend gesteuert und über alle zeitlichen Ebenen hinweg geplant: von der langfristigen Jahresvorausschau bis zur Echtzeitsteuerung. In Kombination mit flexiblen Verbrauchslösungen, etwa durch intelligente Lastverschiebung im Gewerbe oder privaten Bereich, entstehen zahlreiche Spielräume, um auch längere Erzeugungspausen zu überbrücken.
Dunkelflauten sind dabei kein neues Phänomen. In einem durchschnittlichen Winter kommt es zwei- bis viermal zu solchen Situationen, in denen Wind und Sonne für mehrere Tage ausbleiben. Besonders kritisch wird es, wenn eine solche Wetterlage mit einer Kälteperiode zusammenfällt. Dann steigt der Stromverbrauch deutlich, zum Beispiel durch den Heizbedarf oder durch zusätzlichen Energieeinsatz in der Industrie. Das System steht in solchen Momenten unter Spannung, bleibt aber durch vorausschauende Planung und den Einsatz mehrerer Energiequellen stabil.
Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen einer Dunkelflaute und einer Strommangellage. Eine Dunkelflaute beschreibt ausschließlich die wetterbedingte geringe Einspeisung aus erneuerbaren Quellen. Das bedeutet nicht automatisch, dass zu wenig Strom vorhanden ist, um die Nachfrage zu decken. Erst wenn weitere Faktoren wie eine überlastete Infrastruktur, fehlende Speicher oder sehr hohe Verbrauchsspitzen hinzukommen, könnten Engpässe entstehen. In Deutschland ist das bislang nicht vorgekommen. Selbst bei mehreren Tagen ohne Sonne und Wind blieb das Stromnetz stabil und die Versorgung gesichert.
Dunkelflauten sind kein Risiko für die Versorgungssicherheit. Sie zeigen, wie gut vorbereitet unsere Infrastruktur bereits ist und welche Rolle Koordination, technologische Vielfalt und Netzintelligenz für die Energiewende spielen. Mit dem weiteren Ausbau von Speichern, smarter Verbrauchssteuerung und internationaler Zusammenarbeit wird das Netz auch künftig jeder Wetterlage standhalten.





