ResponsE°Mehr Daten für die Energiewende vor Ort

Die Datenplattform RESPONSE° von TransnetBW macht die Energiezukunft sichtbar – regional, interaktiv und auf Basis fundierter Studien. Ingenieur Boris Gaillardon erklärt im Interview, wie Gemeinden, Großverbraucher und andere Stakeholder die Plattform nutzen können und was RESPONSE° von anderen unterscheidet.

Boris, was genau ist RESPONSE°?

RESPONSE° ist eine Datenplattform – eine Art Website, auf der Daten gespeichert und visualisiert werden. Sie richtet sich an Stakeholder aus dem Energiesektor: Gemeinden, Landkreise oder auch Großverbraucher, die direkt oder indirekt an das Übertragungsnetz angeschlossen sind.

 

Welche Daten sind konkret verfügbar?

Die Plattform kombiniert historische und prognostizierte Daten. Man sieht zum Beispiel, wie sich die Erzeugung erneuerbarer Energien entwickeln soll oder wie sich der Gesamtstrommix zusammensetzt – also wie viel aus regenerativen Quellen stammt. Auch der Einfluss von Bevölkerungsentwicklung auf Verkehr und CO₂-Emissionen wird berücksichtigt.

 

Wer kann auf die Daten zugreifen? Besteht die Möglichkeit, noch mehr Informationen zu bekommen?

Ja. Auf der Plattform ist nur ein Teil der Studiendaten visualisiert. Wer tiefer einsteigen will, kann uns direkt kontaktieren. Wir geben zusätzliche Daten weiter – natürlich keine vertraulichen oder personenbezogenen Informationen.

Porträtbild Boris Gaillardon
Boris Gaillardon arbeitet bei TransnetBW im Bereich Asset Management als Ingenieur im Team Strommarkt.

 

Was war der Anlass, diese Plattform zu entwickeln?

Unsere Studien und Prognosen zeigen Entwicklungspfade für das Energiesystem. Aber auf lokaler Ebene werden diese oft nicht konkret wahrgenommen. RESPONSE° soll zeigen: Unsere Arbeit betrifft auch die Regionen, Städte und Gemeinden – nicht nur abstrakte Ziele. Die Idee entstand nach der Veröffentlichung unserer Energy System 2050 Studie (kurz: ES2050) im Jahr 2022.

 

Wie genau kann man die Plattform nutzen?

Ein Beispiel: Eine Gemeinde möchte wissen, wie sie ihre Dekarbonisierungsziele erreichen kann. Auf der Plattform kann sie einsehen, wie viel Energie aus erneuerbaren Quellen bis 2050 im jeweiligen Landkreis erzeugt werden sollte – in Etappen (2030, 2040, 2050). Auch CO₂-Emissionen oder demografische Entwicklungen werden dargestellt.

 

Gibt es vergleichbare Plattformen in Europa?

In Österreich gibt es ein Projekt von APG namens „zusammEn2040“, bei dem Nutzer:innen eigene Szenarien eingeben können. In den USA hat das MIT ein Projekt namens En-ROADS entwickelt – das zeigt globale Szenarien bis 2100, aber eher auf Metaebene.

 

Was ist die ES2050-Studie?

In dieser Studie hat TransnetBW analysiert, wie Europa bis 2050 klimaneutral werden kann und ein resilientes Energiesystem aufbaut. Sie basiert auf unserem eigenen Modellierungstool, das wir selbst entwickelt haben. Eine vorige Studie entstand 2020 unter dem Titel Stromnetz 2050, 2022 folgte die Energy System 2050 Studie. Die Folgestudie „Adequacy 2050“, wurde am 27. Mai 2025 vorgestellt. Die Studie wurde wieder mit unserem hausinternen Tool „Energiesystemmodell“ gerechnet, jedoch mit einer fortgeschrittenen Version davon, da wir das Tool ständig weiterentwickeln.

 

Wird die RESPONSE°-Plattform regelmäßig aktualisiert?

Ja, das ist geplant. Vorerst nutzen wir nur Daten aus unserem Haus, könnten perspektivisch aber auch externe Datenquellen ergänzen, um mehr Szenarien abbilden zu können.

 

Wie läuft die Kommunikation zur Plattform?

Wir haben RESPONSE° bereits freigeschaltet, allerdings ohne große Ankündigung. Derzeit läuft eine sechsmonatige Testphase. Wir sind im Austausch mit Partnern, um Anwendungsfälle weiterzuentwickeln. Wie es danach weitergeht, ist offen – aber wir hoffen, das Projekt fortzusetzen. 

 

Was ist dein persönlicher Eindruck – wie weit sind wir 2025 von den Zielen 2050 entfernt?

Es bewegt sich viel, aber wir sind noch weit vom Ziel entfernt. Wir müssten zum Beispiel die installierten Kapazitäten an Wind- und Solaranlagen bei mindestens einem Faktor 3 bis 4 bis 2050 erhöhen. Allerdings bleibt beim Thema Wasserstoff die große Unsicherheit. Unsere Studie zeigt: Ohne synthetische Energieträger sind die Klimaziele kaum zu erreichen, ohne dass es dafür einen passenden Markt und die notwendige Infrastruktur gibt. Aber unsere Studien zeigen einen möglichen Pfad zu diesen Zielen und wir hoffen, dass sich in dieser Richtung weiter noch viel tut.

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