Die Stromnetze in Europa sind miteinander verbunden. Eine zentrale Rolle zum Austausch von Strom zwischen den Ländern und damit auch zwischen den Marktplätzen spielen die Kuppelstellen. Diese sind die Bindeglieder zwischen den Netzen der Länder und damit auch zwischen den verschiedenen Märkten.
Ein Stromhändler aus Baden-Württemberg kauft Strom an einer europäischen Strombörse. Seine Nachfrage führt zur Produktion durch einen Stromerzeuger. Der produzierte Strom wird in das Stromnetz eingespeist und durch die Netzbetreiber zum Verbraucher transportiert.
Das so genannte „Price Coupling of Regions“ (PCR) ist eine Initiative europäischer Strombörsen und hat die möglichst enge Kopplung der Märkte zum Ziel. PCR berechnet die Strompreise der Länder unter Berücksichtigung der verfügbaren Kapazität an den Kuppelstellen der Netze. PCR vermittelt Strom aus einem Land mit niedrigen Preisen an ein Land mit hohen Preisen – soweit genügend Kuppelkapazität zur Verfügung steht. Dies führt zu einer optimalen Nutzung der Kuppelkapazität und gleichzeitiger Annäherung der Marktpreise in Europa. Das Ziel eines gemeinsamen europäischen Marktes wird damit wesentlich unterstützt.
Die Stromnetze der Länder Europas sind miteinander verbunden. Die Möglichkeiten Strom zu transportieren und auszutauschen sind jedoch begrenzt – da auch die technischen Kapazitäten der Leitungen begrenzt sind. Es kann also buchstäblich zu einem „Engpass“ kommen.
Beim Handel zwischen zwei Ländern sind umliegende Länder immer mit betroffen. Den Grund dafür liefert die Physik: Strom nimmt immer den Weg des geringsten Widerstands. Ein Handelsgeschäft zwischen Frankreich und Deutschland kann also dazu führen, dass ein Teil des Stroms über niederländische sowie belgische Netze nach Deutschland fließt.
Um die zahlreichen technischen und physikalischen Gegebenheiten aller beteiligten Übertragungsnetze zu berücksichtigen, berechnen die Übertragungsnetzbetreiber gemeinsam die verfügbare Transportkapazität an den Kuppelstellen.
Zurück zum Beispiel: Ein Stromhändler aus Baden-Württemberg kauft Strom an einer europäischen Strombörse. Seine Nachfrage kann am wirtschaftlichsten durch einen Stromerzeuger im Nachbarland gedeckt werden. Da nicht unbegrenzt Transportkapaziäten an den Ländergrenzen vorhanden sind, erwirbt der Händler gleichzeitig mit dem Stromkauf an der Börse das notwendige Transportrecht. Dieses stellt der Übertragungsnetzbetreiber zur Verfügung.
Damit möglichst keine Engpässe im Netz entstehen, wenden die Übertragungsnetzbetreiber aufwendige Verfahren zur Kapazitätskalkulation an. Diese berücksichtigen technische Parameter der Leitungen sowie das Wetter, die Temperatur und Schätzungen über den Kraftwerkseinsatz des nächsten Tages. Die Verfügbarkeit der Transportkapazität wird hierbei stets so berechnet, dass ein möglicher Ausfall einer Leitung durch die übrigen Leitungen aufgefangen werden kann. Die Sicherheit des Gesamtsystems wird so zu jeder Zeit gewährleistet.
„Die Erlöse aus dem Verkauf der Kapazitäten kommen dem
Endverbraucher zugute. Zudem fördert die TransnetBW durch
ihre Teilnahme am europäischen Strom- und Kapazitätshandel
das Zusammenwachsen der europäischen Strommärkte und
trägt zum Wettbewerb zwischen den Märkten bei.“
Andreas Semmig, Leiter des Bereichs Spezial-IT