06. Juni 2023

Neue Studie belegt: TransnetBW-Konzept „Neubau-Vorschuss“ ermöglicht regionalen Neubau von wasserstofffähigen Kraftwerken noch vor 2030

  • Kraftwerksleistung muss regional dort entstehen, wo der Systemnutzen am höchsten ist
  • Neubau-Vorschuss kann unkompliziert und zeitnah umgesetzt werden
  • Fehlende Marktanreize machen regulatorisches Handeln erforderlich

Aktuelle Berechnungen des auf energiewirtschaftliche Fragestellungen spezialisierten Beratungsunternehmens Enervis im Auftrag der Übertragungsnetzbetreiberin TransnetBW belegen, dass das vom Unternehmen entwickelte Neubau-Vorschuss-Konzept die gewünschte Anreizwirkung für Investoren neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke entfaltet. Nach diesem Konzept bekämen Investoren einen Teil der zukünftigen Engpassmanagement-Vergütung bereits zum Zeitpunkt der Investition garantiert. Das würde die Investition planbar machen und die neuen Anlagen direkt an die Orte steuern, an denen sie zusätzlich zur Deckung der Stromnachfrage auch für das Engpassmanagement dringend gebraucht werden.

Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW: „Mit dem Neubau-Vorschuss schlagen wir ein Konzept vor, das den regionalen Neubau von Marktkraftwerken noch vor 2030 möglich macht, da die Idee nur kleinere Anpassungen im Strommarktdesign bedarf. Gleichzeitig erhöhen sich die Systemkosten nicht. Das Konzept ist damit eine kurzfristige, sehr kosteneffiziente Option für eine zukünftig sichere und stabile Energieversorgung.“ Da zudem eine Notwendigkeit bestünde, die der Markt nicht selbst regelt, sei laut Götz politisches Handeln erforderlich. Der erforderliche Rahmen müsse zügig über die Kraftwerksstrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz geschaffen werden.

Die Berechnungen von Enervis zeigen, dass eine im aktuellen Marktumfeld unwirtschaftliche Investition durch den Neubau-Vorschuss die Schwelle der Wirtschaftlichkeit erreicht. Dr. Tim Höfer, Consultant bei Enervis Energy Advisors GmbH: „Aufgrund der großen Unsicherheiten über Verfügbarkeit und Preis von grünem Wasserstoff sind wasserstofffähige Gaskraftwerke aus heutiger Sicht nicht wirtschaftlich. Der Neubau-Vorschuss in Form einer gesicherten jährlichen Zahlung kann den Zubau solcher Kraftwerke anreizen.“ Das sei der Fall, wenn die Garantie der Redispatch-Vergütung für die ersten zehn Jahre ab Inbetriebnahme für jährlich 650 Redispatch-Betriebsstunden gewährt wird.

Der Vergleich mit tatsächlichen Redispatch-Abrufen im Jahr 2022 und die Ergebnisse einer TransnetBW-Netzanalyse für 2030 verdeutlichen, dass eine garantierte jährliche Redispatch-Vergütung in diesem Umfang realistisch ist. Auch für eine wasserstofffähige Gasturbine kann der Neubau-Vorschuss der entscheidende Faktor für die Wirtschaftlichkeit sein.

Um die Stromversorgung stabil zu halten, führen die deutschen Übertragungsnetzbetreiber bei Netzengpässen Redispatch-Maßnahmen durch. Hierfür werden vor allem im Süden und Westen Deutschlands steuerbare Kraftwerke als Hochfahrleistung benötigt. Bisher handelt es sich dabei weitgehend um konventionelle Kraftwerke. Im Energiesystem der Zukunft gibt es diese Kraftwerke nicht mehr. Für neue klimafreundliche und steuerbare Anlagen, wie wasserstofffähige Gaskraftwerke, fehlen bislang Investitionsanreize, da sie nach der Merit-Order am Strommarkt erst nach den erneuerbaren Energien zur Nachfragedeckung eingesetzt werden. Der Einsatz dieser Kraftwerke für das Engpassmanagement ist langfristig außerdem nur schwer für Investoren abschätzbar und wird zudem erst nachträglich vergütet.

Claudia Halici
Claudia HaliciPressesprecherinc.halici@transnetbw.de+49 711 21858-3155