Kapazitätskalkulation
Die Übertragungsnetze in Europa sind eng miteinander verbunden. Der Strom fließt entsprechend der ohmschen Gesetze über die Netze, auch über nationale Grenzen hinweg. Die Übertragungsnetzbetreiber errechnen gemeinsam, wieviel Transportkapazität den Marktteilnehmern zur Verfügung steht. Dabei treffen sie Annahmen darüber, welche Anlagen wieviel Strom erzeugen und wieviel an welcher Stellen abgenommen wird. Die Auslastung der Netze bildet die Basis, um die verfügbare Transportkapazität für den Handel zu errechnen. Dabei betrachten die Übertragungsnetzbetreiber verschiedenen Zeithorizonte:
Grenzüberschreitende Transportkapazität – langfristig
Mithilfe gemeinsamer Verfahren wird die langfristig zur Verfügung stehende Transportkapazität errechnet. Diese dient als Basis für Jahres- oder Monatsrechte, welche Händler über Auktionen erwerben können. Die Auktionen werden heute im Wesentlichen durch das „Joint Allocation Office“ JAO jao.eu durchgeführt.
Grenzüberschreitende Transportkapazität – kurzfristig („heute für morgen“, Day Ahead)
In Zentral-Westeuropa (Central Western Europe - CWE) acer.europa.eu wird ein gemeinsames Verfahren unter Berücksichtigung der Auslastung der Netzelemente angewendet (Flow Based). Die Übertragungsnetzbetreiber in Frankreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich und Deutschland sind hier eng miteinander verzahnt. Über ein zentrales System werden die relevanten Informationen zusammengeführt, um am Ende ein Maximum an Transportkapazität für die Märkte zu erhalten. Das geschieht unter Berücksichtigung der Grenzen der Technik und schützt damit die Systemsicherheit.
Grenzüberschreitende Transportkapazität – innerhalb eines Tages (Intraday)
Die verbleibende untertägige Transportkapazität wird über zentrale Plattformen an die Märkte weitergereicht (z.B. intraday-capacity.com).
Kapazitätsallokation
Bei der Platzierung der Kapazität an den Märkten werden im Wesentlichen zwei Methoden angewendet:
Die explizite Auktion
Hier erwerben Händler über eine Auktion das Recht, grenzüberschreitende Transportkapazitäten innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Höhe zu nutzen. Dies wird vor allem bei der Vergabe von Langfristrechten – also Monats- oder Jahresprodukten – angewendet. Dabei gibt es die Möglichkeit, das Recht physikalisch oder durch finanziellen Ausgleich zu nutzen.
Die implizite Auktion (Market Coupling)
Hier erhält eine zentrale Einheit zeitgleich die Information über den lokalen Marktpreis (vor Austausch zwischen den Märkten) und der Transportkapazität zwischen den Märkten. Die zentrale Einheit tauscht so lange Strom zwischen den Märkten aus, bis entweder die Preise identisch sind oder die Transportkapazität erschöpft ist. Diese Vorgehensweise sorgt für eine maximale Nutzung der Transportkapazität und wird vor allem im kurzfristigen Bereich (Day Ahead und Intraday) angewendet. Das Verfahren ermöglicht eine maximale Anpassung der Preise zwischen den Märkten.
Gruppen in Europa
In Europa gibt es regional geordnete Gruppen, welche eine optimale Kapazitätskalkulation und Kapazitätsallokation sichern. Die Übertragungsnetzbetreiber der Region Zentral-Westeuropa (Central Western Europe - CWE) acer.europa.eu arbeiten im Rahmen des Flow-Based-Verfahrens eng zusammen. Informationen dazu sind auf der Hompage des Joint Allocation Office (JAO jao.eu) zu finden.
Das zentrale Projekt zur optimalen Allokation mit den Strombörsen wird im Rahmen des „Multi Regional Couplings“ (MRC) betreut. Darin ist nahezu jedes Land und jeder Markt in Europa eingebunden.