stalldorf/main-tauber

Projektporträt

Um die überschüssige regionale Energie sicher einspeisen zu können und zugleich das Verteilnetz zu entlasten, erhält das Umspannwerk Stalldorf einen Neubau. Überdies werden im Main-Tauber-Kreis wichtige Netzverstärkungsmaßnahmen durchgeführt.

Neubau und Netzverstärkung

Neubau Umspannwerk Stalldorf inklusive Netzverstärkung Main-Tauber

Im Nordosten von Baden-Württemberg und den angrenzenden bayerischen Landesteilen erfolgte in den letzten Jahren ein starker Zubau erneuerbarer Energien. Vor allem Windkraft- und Fotovoltaik­anlagen wurden ausgebaut. Dies führt zu einer veränderten Versorgungssituation in der Region: Während früher Strom zugeführt wurde, wird heute vor Ort mehr Strom produziert, als tatsächlich verbraucht wird.

  1. Umfang

    Neubau eines Umspannwerks in Stalldorf inklusive Netzverstärkungsmaßnahmen an Freileitungen im Main-Tauber-Kreis. In Baden-Württemberg ist die Maßnahme – soweit technisch möglich – bereits umgesetzt. Auch der Neubau des Umspannwerks wurde realisiert. Im bayrischen Abschnitt ist der Start der Realisierung der Netzverstärkungsmaßnahme noch ausstehend und für 2023 angesetzt.

  2. Ziel

    Sichere Einspeisung und Abfuhr der regional erzeugten Energie zur Entlastung des Verteilnetzes.

  3. Umsetzung der Baumaßnahmen

    2015-2024

Übersichtskarte

Energiewende in Deutschland

Notwendigkeit und Bedarf

Deutschland geht neue Wege in der Energiepolitik. Im August 2011 wurden der Ausstieg aus der Atomkraft und der beschleunigte Einstieg in die Erneuerbaren Energien von Bundestag und Bundesrat beschlossen. Das „Osterpaket“ aus dem Frühjahr 2022 der Bundesregierung soll den konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien noch einmal beschleunigen.

In einer schrittweisen Umsetzung soll im Jahr 2030 der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch bei 80 Prozent liegen. Die Folge ist ein grundlegender Wandel in der deutschen Energielandschaft: Die konventionelle Erzeugung nimmt kontinuierlich ab, während der Anteil an erneuerbaren Energien entsprechend ansteigt.

Um den Entwicklungen Rechnung zu tragen, braucht es eine stabile Infrastruktur, die die erzeugte Energie zu den jeweiligen Verbrauchsorten transportiert. Sowohl das Verteilnetz als auch das Übertragungsnetz stehen vor neuen Herausforderungen:

  • Im Übertragungsnetz gilt es insbesondere, die zunehmende räumliche Entfernung zwischen der Erzeugung im Norden und den Verbrauchsschwerpunkten im Süden auszugleichen und den Strom dorthin zu transportieren, wo er tatsächlich benötigt wird.
  • Damit gehen auch Erweiterungen und Modernisierungsmaßnahmen in Schaltanlagen einher – hier mit einer Erweiterung der Schaltanlage in 380 Kilovolt (kV) in einem neuen Gebäude als gasisolierte Schaltanlage (GIS).

Energiewende in der Region

Mehr Produktion als Verbrauch

Im Rahmen der Energiewende erfolgte im Nordosten von Baden-Württemberg und in den angrenzenden bayrischen Landesteilen in den letzten Jahren ein starker Zubau Erneuerbarer Energien (EE). Daraus entstand eine veränderte Versorgungssituation: Während früher Strom zugeführt wurde, wird heute vor Ort mehr Strom produziert, als tatsächlich verbraucht wird.

Veränderte Versorgungssituation in der Region

Der in das Verteilnetz durch EE-Anlagen eingespeiste Strom wird vom Verteilnetz aufgenommen, das an die Grenzen seiner Kapazität stößt: Es sind regelmäßige Eingriffe in den Netzbetrieb notwendig (zum Beispiel Eingriffe in den Kraftwerkspark), um die Netzstabilität aufrechtzuerhalten. Insbesondere die 110-kV-Leitungen zwischen Hüffenhardt und Königshofen sowie Stalldorf und Kupferzell sind stark ausgelastet und stellen, wenn eine Komponente, etwa ein Transformator oder ein Stromkreis, ausfällt oder abgeschaltet wird, ein Risiko für den sicheren Netzbetrieb dar. Prognosen für den Zubau erneuerbarer Energien zeigen zudem, dass dieser Trend weiter anhält. Daher ist es notwendig, das Netz in der Region zu verstärken.

Windeinspeiseleistung der NetzeBW. Die hohe Einspeisung aus erneuerbaren Energien führt zu kritischen Leitungsauslastungen im 110-kV-Netz.

Stromkreisauflagen auf bestehenden Leitungen

Zusätzliche Traversen

Um den regional produzierten Strom aufnehmen zu können, werden bestehende Leitungen verstärkt (Netzverstärkung):

Auf der Leitungsanlage 0106 der NetzeBW zwischen Königshofen und Stalldorf legt die NetzeBW einen weiteren 110-kV-Stromkreis auf.

Auf der Leitungsanlage 0348 von TransnetBW wird bereits ein 110-kV-Stromkreis im Teilabschnitt Elpersheim bis Stalldorf mitgeführt. Für die Auflage eines weiteren 110-kV-Stromkreises im genannten Bereich ist die Montage einer dritten Traverse notwendig. Zudem wird der bereits aufliegende 110-kV-Stromkreis auf den oberen beiden Traversen auf die dritte Traverse verschwenkt, sodass im nachfolgenden Vorhaben 20 nach Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) ein zweiter 380-kV-Stromkreis aufgelegt werden kann. Im Teilbereich Baden-Württemberg wurde die Montage der dritten Traverse sowie die Auflage der 110-kV-Stromkreise auf die dritte Traverse bereits umgesetzt. Im bayrischen Abschnitt werden diese Maßnahmen voraussichtlich im Jahr 2023 realisiert.

In Summe ist vorgesehen, dass nach Abschluss der geplanten Netzausbauvorhaben auf der Leitungsanlage 0348 zwei 110-kV-Stromkreise der NetzeBW im genannten Bereich mitgeführt werden und zudem zwei 380-kV-Stromkreise von TransnetBW aufliegen.

Am bestehenden Trassenverlauf ändert sich durch die Maßnahmen nichts. Auch die Anforderungen zum Schutz vor Immissionen elektrischer und magnetischer Felder sowie Geräusche werden weiterhin sicher eingehalten.

Im Zuge dieser Maßnahme wird auf der Leitungsanlage 0348 außerdem das Erdseil getauscht. Das Erdseil ist oberhalb von Freileitungen gespannt und schützt die Leitung vor Blitzeinschlägen. Der regional erzeugte Strom kann so auch künftig sicher in das Netz eingespeist werden.

Realisierung einer dritten Traverse zwischen Elpersheim und Stalldorf

Neubau Umspannwerk stalldorf

Mehr Spannung

Die überschüssige Energie, die vor Ort nicht verbraucht werden kann, soll künftig vom Verteilnetz an das Übertragungsnetz übergeben werden. Über das Höchstspannungsnetz kann der Strom dann verlustarm zu weiteren Verbrauchsorten transportiert werden.

Als Übergabepunkt zwischen den beiden Netzebenen dient ein neues Umspannwerk, das bereits neben dem bestehenden Umspannwerk in Stalldorf errichtet wurde. Das neue Umspannwerk ist mit den entsprechenden 110-kV- und 380-kV-Komponenten ausgerüstet, um die bestehende 380-kV-Leitung von TransnetBW anzuschließen.

Neubau Umspannwerk Stalldorf

Durch die Verstärkungsmaßnahmen kann die vor Ort erzeugte Energie künftig sicher in das Verteilnetz von Netze BW eingespeist werden, im neuen Umspannwerk auf eine höhere Spannungsebene transformiert und schließlich über die angeschlossene 380-kV-Leitung von TransnetBW weiterverteilt werden.

Die Maßnahmen zum Bau des Umspannwerks (110 kV und 380 kV) sind bereits umgesetzt. Seit August 2017 ist das Umspannwerk Stalldorf in Betrieb.

Die Anforderungen zum Schutz vor Immissionen elektrischer und magnetischer Felder sowie Geräusche werden sicher eingehalten.

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