Wie sicher ist unsere Stromversorgung?

WARUM AUCH DIESEN WINTER DIE LICHTER NICHT AUSGEHEN

Wir beantworten Ihre Fragen.

FAQ // Stromversorgung

Wir gehen vorbereitet in den Winter.

Einige Menschen schauen mit Sorge auf unsere Stromversorgung. Das ist angesichts der sich stark verändernden Energielandschaft zwar verständlich, aber grundlos. Denn mit Blick auf die Stromversorgungssicherheit braucht sich niemand allzu große Sorgen zu machen.

Blick in die Warte der Hauptschaltleitung Wendlingen

Für den „Blackout“ gibt es keine klare Definition. Allgemein wird darunter ein unkontrollierter, großflächiger und lange andauernder Stromausfall verstanden.

Nein. Die Übertragungsnetzbetreiber halten einen „Blackout" für sehr unwahrscheinlich. Sie haben viele Möglichkeiten, das Stromnetz stabil zu halten. Und wenn gar nichts anderes mehr hilft, werden sie die Verteilnetzbetreiber anweisen, den Strom vorübergehend abzuschalten, ganz kontrolliert, nur für wenige Stunden und regional begrenzt. Ein solches Szenario wird „Brownout“ genannt.

Mit einem „Brownout“ sind kontrollierte Stromabschaltungen gemeint. Man spricht auch von „rollierenden Lastabschaltungen“. Mit „Last“ ist der Stromverbrauch gemeint. „Rollierend“ bedeutet, dass in einzelnen Netzbereichen abwechselnd der Strom abgeschaltet wird, normalerweise nirgendwo länger als 90 Minuten am Stück.

Das deutsche Stromnetz gehört zu den sichersten in der Welt. Trotzdem kann nie ausgeschlossen werden, dass eine Verkettung ungünstiger Umstände zu einem „Brownout“ führt. Das „Brownout“-Risiko ist zuletzt zwar gestiegen, aber immer noch sehr gering.

Eigentlich muss niemand mehr tun, als das, was ohnehin immer schon ratsam war: Auf ein paar Stunden ohne Strom vorbereitet sein. Dazu benötigen Privatpersonen normalerweise keine Heizlüfter oder Dieselgeneratoren, aber eine Taschenlampe mit Batterien kann sinnvoll sein. Genaue Informationen hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBK.

FAQ // Netzbetrieb

Der Stromnetz­betrieb
im Krisen­fall

Der Stromnetzbetrieb liegt in den Händen der Systemführung und gehört zu den zentralen Aufgaben eines Übertragungsnetzbetreibers. Für den sicheren Netzbetrieb – auch im Krisenfall – stehen viele Instrumente zur Verfügung, deren Einsatz regelmäßig geübt wird.

Hauptschaltleitung Wendlingen, Herr Guntram Zeitler fuer das EnBW Mitarbeitermagazin TEAM

Essenziell bei der Arbeit in der Systemführung sind Monitoring, Planung und Training. Die Systemführer behalten das Netz ständig im Blick und reagieren bei den kleinsten Abweichungen. Sie planen jede Stunde im Netzbetrieb mehrfach: ein Jahr, einen Monat und einen Tag im Voraus und natürlich auch noch mal am Tag selbst. Außerdem trainieren sie schwierige Situationen regelmäßig mit einem Simulator, sodass jeder genau weiß, was im Ernstfall zu tun ist.

Wenn alles andere nicht mehr hilft, es keine Reserven mehr gibt und keine vertraglich vereinbarten Lastabschaltungen, dann muss räumlich und zeitlich begrenzt der Strom abgeschaltet werden.

Bei einem Engpass im Netz passiert das dort, wo der Engpass mit anderen Mitteln nicht behoben werden kann, also an einer ganz bestimmten Stelle im Netz. Bei einer Strommangelsituation kann es im ganzen Bundesgebiet zu rollierenden lokalen Lastabschaltungen kommen.

Zu Lastabschaltungen kommt es nur, wenn alle Reserven ausgeschöpft sind. Da sich ein nicht mehr zu behebender Strommangel bundesweit auswirkt, kommt es zu bundesweiten Lastabschaltungen. Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber weisen dann die nachgelagerten Verteilnetzbetreiber an, eine bestimmte Menge Strom zu einer bestimmten Zeit abzuschalten. Der Verteilnetzbetreiber der untersten Ebene löst schließlich die rollierenden Abschaltungen aus. Dabei entscheiden sie darüber, in welchem Netzbereich für wie lange der Strom abgeschaltet wird.

„Rollierend“ bedeutet, dass einzelne Netzbereiche, etwa größere Stadtteile oder Ortschaften, abwechselnd für nicht länger als normalerweise 90 Minuten vom Netz getrennt werden. Das geschieht diskriminierungsfrei, was bedeutet, dass kein Unterschied zwischen privaten und industriellen Verbrauchern gemacht wird.

FAQ // Systemstabilität

Drei Parameter sorgen für Stabilität

Die Systemführung ist das, was der Netzbetreiber macht, damit das Stromnetz stabil und sicher funktioniert. Hierfür müssen sich die wesentlichen elektrotechnischen Parameter in einem definierten Normbereich bewegen. Zu diesen Parametern zählen Spannung und Frequenz. Die Länge der Transportwege und ihre Auslastung spielen ebenfalls eine Rolle.

Die Spannung im Netz dient dazu, dass Strom fließen und transportiert werden kann. Sie muss in einer zulässigen Bandbreite gehalten werden, um angeschlossene Geräte zu schützen und die Stromversorgung aufrechtzuerhalten. Das Übertragungsnetz wird mit einer Höchstspannung von 220 und 380 Kilovolt betrieben.

Um die Spannung im Netz aufzubauen und stabil zu halten, benötigen die Netzbetreiber sogenannte Blindleistung. Sie sorgt dafür, dass circa 50-mal pro Sekunde ein magnetisches und ein elektrisches Feld auf- und abgebaut und Wirkleistung übertragen wird. Diese Aufgabe übernahmen bisher konventionelle Kraftwerke und zukünftig die Netzbetreiber. Für diese Systemdienstleistung modernisieren sie ihre Umspannwerke und integrieren Betriebsmittel zur Spannungshaltung in das Netz. Zu diesen Betriebsmitteln gehören Blindleistungskompensations-Anlagen, wie Drosselspulen, Phasenschieber und STATCOMS.

Solange Stromerzeugung und -verbrauch im Gleichgewicht sind, liegt die Frequenz im Stromnetz bei 50 Hertz. Bei einem Ungleichgewicht kommt es zu einer Über- oder Unterfrequenz.

In einem solchen Fall greifen bislang die Synchrongeneratoren konventioneller Kraftwerke regulierend ein. Die rotierenden Massen der Generatoren wirken Frequenzabweichungen innerhalb von Millisekunden entgegen. Diese Stützung der Netzfrequenz nennt man Momentanreserve. Nach dem Wegfall konventioneller Kraftwerke im Rahmen der Energiewende muss die Momentanreserve auf andere Art und Weise zur Verfügung gestellt werden. Zukünftig könnten Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen sowie Großbatteriespeicher helfen, den Bedarf an Momentanreserve zu decken. Auch Betriebsmittel wie Phasenschieber und STATCOM leisten einen wichtigen Beitrag zur Frequenzstabilität.

Die Länge der Transportwege und ihre Auslastung spielen ebenfalls eine Rolle für die Systemstabilität. Vergleichbar mit einem Faden, der reißt, wenn an beiden Enden zu stark gezogen wird, trennt sich das Stromnetz auf, wenn die Transportwege zu lang und die Auslastung zu hoch ist.

Im Zuge der Energiewende steigt kontinuierlich die Einspeisung von dezentral erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien. Die Transportwege hin zu den Verbrauchszentren werden länger. Außerdem nimmt die Auslastung des Netzes zu, weil viele Bereiche und Sektoren durch direkte Elektrifizierung dekarbonisiert werden. Deswegen müssen die Übertragungsnetzbetreiber das Netz modernisieren und ausbauen, um den Erfolg der Energiewende abzusichern.

FAQ // StromGedacht

Heute schon an StromGedacht?

Die Stromversorgung steht vor Herausforderungen. Mit der StromGedacht-App sind Sie jederzeit über mögliche angespannte Situationen im Stromnetz informiert, können selbst aktiv werden und mithelfen.

Die Energiewende-App StromGedacht informiert Sie rechtzeitig über den Status des Stromnetzes und bietet Ihnen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Durch eine kleine Anpassung Ihres Stromverbrauchs helfen Sie mit, das Netz in Baden-Württemberg zu entlasten und perspektivisch Kosten sowie CO₂-Emissionen zu senken. 

Mit einem einfachen Ampelsystem informiert StromGedacht über den Status des Stromnetzes. Sie erhalten konkrete Empfehlungen, wie Sie Ihren Stromverbrauch anpassen können, um das Netz zu entlasten.

Grün signalisiert den Normalbetrieb. Hier kann Strom wie gewohnt genutzt werden. Wird für die Zukunft eine angespannte Situation vorhergesagt, zeigt StromGedacht für diesen Zeitraum Orange an. Die Farbe Rot würde einen konkreten Strommangel anzeigen, was jedoch noch nie vorgekommen ist, da die Stromversorgung in Baden-Württemberg sehr sicher ist. Eine supergrüne Zeitspanne zeigt hingegen an, dass ein besonders hoher Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix vorhanden ist. Der Stromverbrauch sollte also möglichst in diese Zeiträume verlegt werden.

Eine orange oder rote Farbe heißt nicht, dass mit Stromabschaltungen zu rechnen oder die Stromversorgung nicht gesichert ist. Sie signalisieren aber, dass TransnetBW teure Maßnahmen und/oder CO₂-intensivere Maßnahmen ergreifen muss, damit die Stabilität im Netzbetrieb erhalten bleibt.

Nein, StromGedacht ist eine Energiewende-App, die einerseits der Prävention dient und andererseits ihren Nutzern das Angebot macht, aktiver Teil der Energiewende zu werden. Mithilfe der StromGedacht-App kann die Bevölkerung die Übertragungsnetzbetreiber bei angespannten Situationen im Stromnetz unterstützen. Gewarnt wird die Bevölkerung durch die Behörden. Ein offizieller Kanal ist zum Beispiel die NINA-Warn-App. 

Die Energiewende-App StromGedacht ist kostenlos für Android und iOS verfügbar. Laden Sie sie jetzt herunter und unterstützen Sie aktiv die Versorgungssicherheit und Energiewende in Baden-Württemberg: StromGedacht 

Für Unternehmen und Smart-Home-User bietet TransnetBW eine kostenfreie Datenschnittstelle (Application Programming Interface – API) an. Mit der Programmierschnittstelle wird der Zugriff auf die Statusanzeige des Stromnetzes ermöglicht, sodass Stromverbraucher anhand des StromGedacht-Signals betrieben werden können. Weitere Informationen zur StromGedacht-App sowie zur offenen Programmierschnittstelle: https://www.stromgedacht.de/api-info/