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iSLP – intelligentes Laden im Standardlastprofil

In dem gemeinsamen Pilotprojekt iSLP testet TransnetBW mit Audi und Intelligent Energy System Services (IE2S), wie private Elektrofahrzeugbesitzerinnen und -besitzer von flexiblen Strompreisen profitieren können, wenn sie ihr Fahrzeug zu Hause laden, aber nicht über ein Smart Meter oder einen dynamischen Stromtarif verfügen. Ziel des Projektes ist es, dezentrale Flexibilitäten für den Strommarkt zu erschließen und die Sicherheit und Effizienz des Energiesystems zu erhöhen.

Ohne ein intelligentes Messsystem sowie einen intelligenten oder dynamischen Stromtarif ist ein intelligentes Laden von Elektrofahrzeugen derzeit nicht möglich. Die Verschiebung eines Ladevorgangs in Zeiten mit niedrigen Strompreisen kann in diesem Fall weder gemessen noch bilanziert und abgerechnet werden. Damit haben private Elektrofahrzeugbesitzerinnen und -besitzer zu Hause weder die Möglichkeit noch den Anreiz, von günstigen Strompreisen zu profitieren.

Ein unflexibler Verbrauch führt dazu, dass die volatilen erneuerbaren Energien nicht effizient in das Gesamtsystem integriert werden. Ein hohes Stromangebot aus erneuerbaren Energien ohne eine entsprechende Abnahme auf der Verbrauchsseite geht heute mit einer Abregelung der Erzeugung oder bei unflexibler Erzeugung mit negativen Strompreisen einher.

Geringe Verbreitung von Smart Metern in Deutschland

Der Smart-Meter-Rollout ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Der verpflichtende Rollout ab 2025 gilt für Verbraucher ab einem jährlichen Bruttostromverbrauch von 6.000 Kilowattstunden (kWh) sowie für steuerbare Verbrauchseinrichtungen nach § 14a Energiewirtschaftsgesetz, beispielsweise Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und Batteriespeicher. Aufgrund der geringen Verbreitung von Smart Metern und der geringen Akzeptanz von dynamischen Stromtarifen ist noch nicht absehbar, ob die großen Flexibilitätspotenziale dieser dezentralen Verbraucher ausreichend erschlossen werden können.

Effizientes Verfahren zur Integration von Elektrofahrzeugen in den Strommarkt

Für Kunden, die nicht über ein intelligentes Messsystem oder einen dynamischen Stromtarif verfügen, hat TransnetBW gemeinsam mit den Projektpartnern einen Ansatz für das intelligente Laden im Standardlastprofil entwickelt. Die Nutzung der bestehenden Systeme der beteiligten Partner sowie der aktuell etablierten energiewirtschaftlichen Prozesse ermöglicht ein effizientes Verfahren zur Integration der Flexibilität von Elektrofahrzeugen in den Strommarkt.

Auf Grundlage der einzelnen Nutzungsprofile der Fahrzeuge eines Pools entscheidet das zugrundeliegende System darüber, welche Flexibilität zur Verfügung steht, ohne den Komfort der Nutzer einzuschränken. Basierend auf den Stromgroßhandelspreisen wird das Laden der einzelnen Fahrzeuge optimiert und die Flexibilität am kontinuierlichen Intraday-Markt angeboten. Zusätzlich werden die Veränderungen des Stromverbrauchs der Marktlokationen im Vergleich zum Standardlastprofil aufgrund des veränderten Ladeverhaltens in den Differenzbilanzkreisen der jeweiligen Netzbetreiber bilanziert.

Der Ansatz ermöglicht die Kombination von klassischen Stromverträgen mit Festpreis und der Vermarktung von Flexibilitäten, da die Vermarktung, Bilanzierung und Abrechnung der Flexibilitäten unabhängig vom Strombezugsvertrag erfolgt.

Feldtest gibt Aufschluss über die Machbarkeit, das Potenzial zur Lastverschiebung und den volkswirtschaftlichen Nutzen

Seit Juni 2024 befindet sich das Projekt im Feldtest – d. h. TransnetBW erprobt gemeinsam mit den Partnern das Zusammenspiel der Systeme und Prozesse.

Audi stellt dabei die Fahrzeuge zur Verfügung und ermittelt das vorhandene Flexibilitätspotenzial für eine Produktzeitscheibe. Hierzu erhält Audi von den Fahrzeugen aktuelle Informationen über das Ladeverhalten und den Ladezustand der Batterie. Über die myAudi-App werden zudem die Eingaben des Nutzers über die Ladeverfügbarkeit seines Fahrzeugs berücksichtigt.

TransnetBW sorgt unter Berücksichtigung der Eingangsdaten von Audi für die optimale Planung der Ladezeiten des Fahrzeugpools, die Bewirtschaftung der Flexibilität und den bilanziellen Ausgleich mit den Verteilnetzbetreibern.

IE2S koordiniert die einzelnen Tests und führt die Analyse der Ergebnisse durch.

Zwischen Juni und September 2024 wurde der Ansatz zunächst mit virtuellen Elektrofahrzeugen in einer Simulationsumgebung erprobt (Testphase 1). Seit Oktober 2024 werden Audi-Fahrzeuge in einem realen Marktumfeld getestet (Testphase 2).

Zielmodell analog zur Vermarktung erneuerbarer Energien

Eine zeitnahe und flächendeckende Erschließung dezentraler Flexibilitäten in Deutschland erhöht die Effizienz und die Stabilität der Energieversorgung und trägt zur Lösung der Herausforderungen bei, die mit einem zunehmenden Angebotsüberhang und dem absehbaren Erzeugungsüberschuss in Zeiten eines hohen Angebots erneuerbarer Energien einhergehen.

Die Projektpartner sehen daher die Möglichkeit, dass die deutschen Übertragungsnetzbetreiber analog zur Integration erneuerbarer Energien die systemdienliche Integration dezentraler Flexibilität verantworten, bis der Smart-Meter-Rollout weiter fortgeschritten ist und diese Aufgabe von anderen Akteuren übernommen werden kann.

Hintergrund

Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland führt dazu, dass die Preise an der Strombörse je nach Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenenergie stark schwanken. In Zeiten eines hohen Stromangebots aus erneuerbaren Energien (bei gleichzeitig geringer Stromnachfrage) sinken die Strompreise, in Zeiten eines geringen Stromangebots steigen sie.

Negative Strompreise sind ein Indikator für einen Angebotsüberschuss am Strommarkt. Bei einem Ungleichgewicht zwischen Stromproduktion und ­-verbrauch sind die Übertragungsnetzbetreiber verpflichtet, Maßnahmen zur Sicherung der Systemstabilität zu ergreifen. Die Integration dezentraler Flexibilitäten in den Strommarkt trägt somit auch zu einem sicheren Systembetrieb bei.

Laufende Projekte

Abgeschlossene Projekte

Innovation

Wie trägt TransnetBW durch Innovationen zur Energieversorgung von morgen bei? Wie begegnen wir den Anforderungen nach einem flexibleren, leistungsfähigeren Netz für die Energiewende? Mit Pilot- und Modellprojekten sowie der Entwicklung neuer Technologien und Verfahren setzten wir uns für die zuverlässige Energieversorgung der Zukunft ein. 

Mehr zu unseren innovativen Projekten finden Sie unter „Innovation – Fit für die Zukunft“.